Von der Herausforderung, Fernbeziehungen zu führen, sind in Deutschland zahlreiche Familien betroffen. Die Paare können dabei besonders häufig aufgrund von beruflichen Gründen nicht am gleichen Ort leben.
Abhängig von ihrem Alter kann es bei dem Nachwuchs verschiedene emotionale Auswirkungen hervorrufen, dass ein Elternteil häufig abwesend ist. Vor allem die Rückkehr des Familienmitglieds, das einem Job in einer anderen Stadt nachgeht, zeigt sich oft als schwierig. Auch, wenn sich eine gewisse emotionale Distanz nicht vermeiden lässt, ist es beispielsweise von großer Bedeutung, an festen Ritualen festzuhalten. Diese erleichtern die regelmäßige Trennung und helfen zudem auch, der Vernachlässigung der Beziehung zur Familie vorzubeugen.
Diejenigen, die heute Karriere machen möchten, müssen sich in vielen Jobs als mobil und flexibel zeigen. Da die Anforderungen im Beruf kontinuierlich steigen, sind auch immer mehr Elternpaare zu finden, die eine Fernbeziehung führen. Diese kann sich zum Beispiel so gestalten, dass der Vater immer wieder für einige Wochen im Ausland arbeitet. Viele Väter arbeiten unter der Woche auch in anderen Städten und kehren somit nur an den Wochenenden nach Hause zurück. Die Mütter sind dann zumindest für einen gewissen Teil der Zeit alleinerziehend.
Die Partnerschaft nicht aus dem Blick verlieren
Leben die Eltern in einer Fernbeziehung, liegt ihr Fokus häufig auf dem Wohlergehen des Nachwuchs. Dabei wird jedoch oft der Fehler begangen, die Partnerschaft aus dem Blick zu verlieren. Allerdings stellt eine stabile Beziehung zwischen den Eltern das wichtige Fundament dar, um die regelmäßigen Trennungen gut meistern zu können.
Das bedeutet für die Eltern, dass sie feste Termine freihalten sollen, die ausschließlich für die Zeit zu zweit reserviert sind. In diesem Zeitfenster können vielleicht die Großeltern die Kinderbetreuung übernehmen oder es wird ein Babysitter engagiert. Ob romantisches Dinner, ein Besuch im Kino oder ein paar Drinks in einer Bar: Durch gemeinsame Erlebnisse wird die Beziehung mit neuen, positiven Energien und Eindrücken gestärkt.
Falls Eltern das Gefühl haben, sich durch die Fernbeziehung voneinander emotional zu entfernen oder häufen sich die Beziehungsprobleme, kann es oft helfen, mit jemandem zu sprechen, der die Konflikte von außen unabhängig betrachtet. Möglich ist dies etwa im Rahmen einer Paartherapie.
Wie reagieren Kinder auf Trennungen?
Bei einer Fernbeziehung handelt es sich um eine besondere Familienkonstellation. Der Umgang der Kinder mit dieser ist vor allem von ihrem Alter abhängig.
Besonders schwierig gestaltet sich die Trennung für Babys, da diese in hohem Maße auf feste Bezugspersonen angewiesen sind. So kommt es bei dem Wiedersehen mit dem abwesenden Elternteil häufig zu einem anfänglichen Fremdeln. Dagegen können Kleinkinder oft schon besser mit einer zeitlich begrenzten Trennung umgehen, da sie kein allzu ausgeprägtes Zeitgefühl haben.
Dennoch kommt es nicht selten vor, dass die Kinder beleidigt oder trotzig reagieren, wenn der abwesende Elternteil zurückkehrt, besonders im Alter zwischen zwei bis drei Jahren − der typischen Trotzphase. Mehr Verständnis für die Situation können Schulkinder aufbringen, sodass sie auf die Rückkehr in der Regel mit Freude reagieren. Es kann jedoch auch sein, dass sie den wiederkehrenden Elternteil als Eindringling oder Konkurrent wahrnehmen und ihn somit mit einer gewissen Ignoranz strafen.
Rituale bieten Sicherheit
Unabhängig davon, in welchem Alter sich der Nachwuchs befindet, wird er den Vater oder die Mutter während der Abwesenheit vermissen. Durch das Etablieren von Ritualen kann die Trennungszeit für die Kinder jedoch maßgeblich erleichtert werden.
So kann beispielsweise in einem Kalender in der Küche eingetragen werden, wann der Elternteil wieder nach Hause zurückkehrt. Die Kinder können dann jeden Tag abhaken, denn sie ohne Mama oder Papa schon bewältigt haben. Zudem ist es sinnvoll, dem Kind ein Kleidungsstück oder ein Kuscheltier für die Zeit der beruflichen Verpflichtungen zuhause zu lassen. Dieses dient dann als wertvolle emotionale Verbindung und Erinnerung.
Erziehungsexperten empfehlen außerdem, jeden Tag einen festen Zeitpunkt festzulegen, an dem miteinander telefoniert oder gechattet wird. So kann dennoch ein gemeinsamer Austausch über die Erlebnisse des Tages erfolgen.
Viele Eltern lassen ihre Kinder auch im Ehebett schlafen, wenn Vater oder Mutter nicht zuhause sind. Allerdings sollte dies nicht zur Normalität werden. Dies verstärkt in den Kindern nämlich das Gefühl, dass das Elternteil als Fremdkörper in eine bestehende Beziehung eindringt, wenn es wieder nach Hause kommt.
Welche Herausforderungen müssen Familien in Fernbeziehungen meistern?
In der Familie können Konflikte jedoch nicht nur aufgrund der Abwesenheit eines Familienmitglieds entstehen. Eine große Herausforderung besteht auch darin, wieder in einen gemeinsamen Alltag hinein zu finden. Oft fühlen sich die anwesenden Partner zurückgestellt und vernachlässigt, wenn diese wieder in den Familienalltag zurückkehren − schließlich wird dieser bereits von dem anderen Elternteil reibungslos organisiert.
Reagieren die Kinder im ersten Moment der Rückkehr ein wenig beleidigt oder distanziert, sollte der wiederkehrende Part dies nicht als persönliche Zurückweisung auffassen. Vielmehr sind in dieser Situation Einfühlungsvermögen und Geduld gefragt. Nach einer gewissen Zeit spielt sich das Familienleben dann oft wieder von selbst ein.
Familienzeit mit Bedacht nutzen
Natürlich sollte die gemeinsame Zeit mit der Familie die oberste Priorität genießen, wenn der abwesende Elternteil wieder nach Hause kommt. Dennoch wäre es ein Fehler, die Familienzeit mit zu hohen Erwartungen zu überladen.
Oft ist es besser, zuhause einen gemütlichen Spielenachmittag mit allen Familienmitgliedern zu veranstalten, als aufwändige Ausflüge zu planen.