Reparaturen im Eltern-Kind-Verhältnis: Ein neuer Ansatz zum Umgang mit Konflikten
Als Eltern kennen wir alle diese Momente, in denen uns der Kragen platzt und wir unsere Kinder anschreien. In solchen Momenten können sich Risse in unserer Beziehung zu ihnen bilden. Laut der renommierten klinischen Psychologin Dr. Becky Kennedy, gibt es jedoch einen Ausweg aus diesem Dilemma. Sie unterstützt Eltern dabei, diese Momente zu „reparieren“ und so die Beziehungsstörungen zu heilen. In ihrem neuen TED-Talk erklärt sie, wie dieser Prozess der „Reparatur“ funktioniert und welch tiefgreifenden Einfluss er auf die Eltern-Kind-Beziehung hat.
Dr. Kennedy definiert „Reparatur“ im Eltern-Kind-Verhältnis
Als „Reparatur“ bezeichnet Dr. Kennedy den Prozess der Wiederherstellung einer Verbindung mit dem Kind nach einem Konflikt oder einer emotionalen Distanzierung. Dabei geht es darum, dem Kind zu vermitteln, dass es nicht allein oder „schlecht“ ist, nur weil es in einem schwierigen Moment kritisiert oder angeschrien wurde. Der erste Schritt dieses Prozesses ist eine Entschuldigung, gefolgt von einer Reflektion über das Geschehene und Lösungsansätzen für die Zukunft.
Der tiefer liegende Prozess: Veränderung der Gehirnverkabelung
Besonders bemerkenswert ist Dr. Kennedys Bemerkung, dass dieser „Reparatur“-Prozess die Verkabelung im Gehirn eines Kindes verändert. Mit jedem Wiederaufleben einer Erinnerung verändert sich unser Gehirnnetzwerk und modifiziert somit auch die Erinnerung selbst. Die „Reparatur“ gibt Kindern die Möglichkeit, belastende Erinnerungen im Kontext einer sicheren und liebevollen Verbindung neu zu interpretieren. Diese Neuinterpretierung verändert die Art und Weise, wie die Erinnerungen im Körper gespeichert sind, und mildert ihre überwältigende Wirkung ab.
„Reparatur“ ist zeitlich nicht begrenzt
Für viele Eltern ist es beruhigend zu wissen, dass es niemals zu spät für eine „Reparatur“ im Verhältnis zu ihren Kindern ist. Ob nach 10 Minuten, 10 Tagen oder sogar 10 Jahren – es ist immer möglich, Verletzungen zu heilen und die Beziehung zu verbessern. Eltern, die glauben, in der Vergangenheit Fehler gemacht zu haben, haben also immer die Möglichkeit, diese zu korrigieren und eine positive Veränderung herbeizuführen.
„Reparatur“ versus „Apologie“
In diesem Kontext ist es wichtig, zwischen einer „Reparatur“ und einer einfachen Entschuldigung zu unterscheiden. Während eine Entschuldigung oft dazu dient, ein Gespräch zu beenden, dient eine „Reparatur“ dazu, die Kommunikation zu fördern und die Beziehung zu stärken. „Reparaturen“ sind also emotional tiefgreifender und nachhaltiger als einfache Entschuldigungen.
Kann nur ein Elternteil reparieren?
Laut Dr. Kennedy ist es durchaus möglich, im Namen eines anderen Elternteils eine „Reparatur“ durchzuführen, ohne dass dadurch das Verhältnis untereinander belastet wird. Es geht dabei darum, ehrlich und verständnisvoll zu kommunizieren, und dem Kind zu helfen, die Situation besser einzuordnen und zu verstehen.
Dieser innovative Ansatz zur Bewältigung von Konflikten legt nahe, dass wir als Eltern nicht perfekt sein müssen, sondern dass wir die Fähigkeit haben, Verletzungen zu heilen und aus unseren Fehlern zu lernen. In diesem Sinne bietet die „Reparatur“ eine wertvolle Möglichkeit zur Beziehungspflege in der Familie.
Quelle: CNN News