Oma und Opa sind im Leben vieler Kinder wichtige Bezugspersonen und haben von Anfang an einen Anteil am Leben der neuen Generation. Von dieser Rollenverteilung profitieren nicht nur die Kinder, sondern auch deren Eltern.
Immerhin sind Großeltern erfahrene Erzieher und haben so das Potenzial, hin und wieder die Rolle des Babysitters oder der Ersatzeltern zu übernehmen. Das sorgt für Entlastung, kann aber auch wichtige Impulse geben.
Aber wie häufig sollte Oma die Mama ersetzen und was ist zu viel? Wo gibt es ein mögliches Konfliktpotential zwischen den Generationen? Wir verraten dir, wo die Grenzen sind und wie du sie definierst!
Warum Großeltern die Entwicklung von Kindern positiv beeinflussen
Für dich als Elternteil ist es eine Entlastung, wenn du dein Kind bei Oma und Opa in guten Händen weißt. Immerhin haben sie dich erzogen und daher weißt du, dass sie die nötige Erfahrung mitbringen.
Außerdem gilt es als erwiesen, dass Kinder von ihren Großeltern profitieren können und sogar in ihrer Entwicklung gefördert werden. Ein Hauptgrund hierfür ist die Vorbildfunktion. Oma und Opa sind die ältesten Personen, mit denen Kinder in Kontakt stehen. Sie haben viele Erfahrungen gesammelt und sind oft der erste Berührungspunkt des Nachwuchses mit dem Thema Alter.
Weitere Gründe für den positiven Einfluss der Großeltern sind:
- Neutralität: Kommt es zu Konflikten innerhalb der Familie oder auch der Schule und mit Freunden, beraten Großeltern neutraler. Sie sind oft ein Fixpunkt, um Streitigkeiten in Wohlgefallen aufzulösen und die Familie zusammenzuhalten.
- Weisheit: Großeltern haben einen anderen Blick auf die Welt, da sie unterschiedliche Zeiten durchlebt haben. So wird dem Nachwuchs noch etwas von einer Zeit mitgegeben, was die Eltern selbst nicht mehr kannten.
- Geborgenheit: Oma backt Kuchen, Opa mäht den Rasen und pünktlich zur Primetime läuft der Fernseher. Was nach Klischees klingt, ist in vielen Seniorenhaushalten gang und gäbe. Diese Riten vermitteln ein Stück Geborgenheit und eine Art heile Welt, die Kinderseelen guttut.
- Vergangenheitsforschung: Wo lässt es sich nach Herzenslust stöbern? In Omas alten Kisten auf dem Dachboden oder im Schrank von Opa. Ob alte Modelleisenbahn, Kinderfotos der Eltern oder die Schulbücher von Oma – es gibt im großelterlichen Haushalt immer etwas zu entdecken.
- Bodenständigkeit: Bei den Eltern herrscht oft Hektik, der Job, Alltagsstress und Geldsorgen prägen die Tagesabläufe. Oma und Opa sind bedeutend relaxter, denn sie haben die wilde Zeit hinter sich. Viele Kinder empfinden es als entschleunigend, wenn sie ein Wochenende mit den Großeltern verbringen und ganz neue Dinge kennenlernen.
Warum Enkel auch für Großeltern eine Bereicherung sind
Viele Großeltern erinnern sich noch an die eigene Elternzeit zurück und natürlich haben Oma und Opa vieles anders gemacht. Das kann in manchen Familien nach der Geburt der Enkel zu Diskrepanzen führen, vor allem wenn die Großeltern alles besser wissen und moderne Erziehungsmethoden nicht anerkennen.
In den meisten Fällen zeigen sich ältere Menschen aber sehr offen und sind neugierig darauf, was die Enkel ihnen beibringen. Spätestens wenn die „Kleinen“ etwas größer sind, gibt es viel Potenzial, den großelterlichen Horizont zu erweitern. Das belebt den Geist und sorgt dafür, dass auch Rentner fit und am Puls der Zeit bleiben. Wenn der Enkel Apps wie TikTok und Co. erklärt hat, kann Opa am Stammtisch mit seinem Wissen angeben.
Wenn Grenzen nötig werden – die Hauptgründe für Streit mit den Großeltern
Enkel, Eltern und Großeltern – hier treffen drei Generationen aufeinander. In vielen Fällen ist das eine Bereicherung für alle beteiligten Personen, manchmal musst du dich jedoch auf Streitigkeiten einstellen. Spätestens dann ist es an der Zeit, Grenzen zu ziehen und die Verhältnisse neu zu ordnen.
Reibereien entstehen immer wieder aus den gleichen Gründen:
- Diskussionen über den gewählten Erziehungsstil
- Großeltern fühlen sich überfordert
- Eltern sind von Großeltern abhängig
- Großeltern halten die von den Eltern gesetzten Regeln nicht ein
Wer kennt es nicht? Eigentlich geht der Nachwuchs an Schultagen um 20:00 Uhr ins Bett, bei Oma und Opa sitzt er aber um 22:00 Uhr noch vor dem Fernseher. Einmal schaust du mit einem Schmunzeln darüber hinweg, wenn solche Dinge aber mehrfach passieren, entstehen Probleme.
Ganz besonders für den Nachwuchs ist es schwierig zu verstehen, warum die Eltern etwas verbieten, was Oma und Opa aber erlauben. Das führt zu Streitigkeiten zwischen allen Parteien und es ist an der Zeit, eine Grenze zu ziehen.
Fühlst du dich als Elternteil nicht respektiert oder werden deine Regeln bewusst übergangen, herrscht Redebedarf. Das Verhältnis zwischen Enkeln und Großeltern ist wichtig, darf aber nicht zulasten deiner Erziehung gehen. Setze auf klare Kommunikation, um Bedürfnisse, Erwartungen und Grenzen zu kommunizieren. Eine Drei-Generationen-Beziehung funktioniert nur, wenn alle Parteien am gleichen Strang ziehen.
Welche Rolle haben Oma und Opa: Alltagsgroßeltern oder Bonuseltern?
Welche Rolle Großeltern im Alltag des Kindes spielen, hängt stark von den familiären Umständen ab. Sogenannte Alltagsgroßeltern tischen nicht nur die sonntägliche Kaffeetafel auf, sondern übernehmen oft sogar einen Teil der Kindererziehung.
Nicht selten wird der Nachwuchs schon kurz nach der Geburt bei Oma und Opa geparkt, damit die Elternzeit nicht zu lang wird. Das funktioniert nur dann, wenn sich alle beteiligten Personen über Rechte und Pflichten im Klaren sind. Für Alltagsgroßeltern ist wichtig, dass sie nicht die Rolle der Verwöhner einnehmen, denn das stört die Harmonie zwischen Eltern und Kindern empfindlich.
Ein wenig anders sieht es bei den „Bonuseltern“ aus, die keine Betreuungsfunktion im alltäglichen Leben übernehmen. Hier laufen die Kontakte anders ab, weil der Erziehungsdruck keine Rolle spielt.
In solchen Situationen darfst du es auch mit einem Augenzwinkern akzeptieren, wenn Oma abends noch ein Stückchen Schokolade an die Enkel verteilt. Deine Kinder werden diese Situation als Ausnahme von ihrem Alltag sehen und erkennen, dass es sich um eine Besonderheit handelt.
Übernachtungen bei Oma und Opa stärken das Selbstvertrauen
Die meisten Besuche bei den Großeltern finden mit der ganzen Familie statt, es geht aber auch anders. Du wolltest schon lange mal wieder mit deinen Freunden einen Kinoabend genießen und dein Kind scheint reif für eine Auswärtsübernachtung? Oma und Opa sind (ein gutes Verhältnis vorausgesetzt) die ideale Möglichkeit, die Entwicklung der Selbstständigkeit deines Kindes zu fördern.
Bei anderen Menschen zu übernachten ist am Anfang nicht einfach, Heimweh, Ängste und Sorgen spielen eine Rolle. Da die Großeltern vertraute Personen sind, fällt es den Kids hier oft viel leichter, sich zu entspannen und ihre Unabhängigkeit zu erproben. Mit jeder erfolgreichen Nacht steigert sich das Selbstvertrauen und damit die Alltagsstärke des Kindes.
Für dich als Elternteil ist es ebenfalls wichtig zu wissen, dass dein Kind im Notfall auch bei Oma und Opa schlafen kann. Solltest du einmal ins Krankenhaus müssen oder dich nicht um dein Kind kümmern können, kennst du den sicheren Hafen.
Wichtig zu wissen: Stimmen die Verhältnisse und die Großeltern akzeptieren deinen Erziehungsstil, spricht auch nichts gegen einen Urlaub ohne die Kids. Die Kleinen dürfen diese Zeit bei Oma und Opa verbringen, vorausgesetzt, sie möchten es auch. Denn das ist der wichtigste Faktor: Alle beteiligten Personen müssen mit der Intensität des Kontakts einverstanden sein.
Fazit: Wie oft dein Kind zu den Großeltern sollte, ist sehr individuell!
Wenn sich alle gut verstehen und dein Kind gern zu Oma und Opa möchte, ist die Häufigkeit nicht beschränkt. Der Trend geht sogar ganz klar zum Mehrgenerationen-Wohnen und das funktioniert oftmals sogar sehr harmonisch.
Wichtig ist allerdings, dass du die Erziehungsziele nicht aus der Hand gibst. Großeltern sind eine wertvolle Unterstützung, aber kein Ersatz für Mama und Papa. Wird ein Kind primär von Oma und Opa erzogen, hat das aus psychologischer Sicht oft Nachteile, da Großeltern nach anderen Werten erziehen als jüngere Eltern.
Es gibt aber keinen Weg, der für alle Familien funktioniert. Wie so oft bei der Kindererziehung muss auch hier beobachtet werden, wie sich die Situation für alle Beteiligten entwickelt. Regelmäßige Gespräche können hier helfen.
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