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Neue Studie zur Folge von restriktiven Abtreibungsgesetzen auf die Pflegekinderzahlen
Eine neue Studie offenbart eine besorgniserregende Konsequenz restriktiver Abtreibungsgesetze in einigen US-Bundesstaaten: Die Zunahme von Kindern ohne elterliche Fürsorge, die in Pflegefamilien landen.
Zusammenhang zwischen Abtreibungsgesetzen und Kinder in Pflegefamilien
Die Studie, die am Montag in JAMA Pediatrics veröffentlicht wurde, weist darauf hin, dass es nach der Einführung bestimmter so genannter TRAP-Gesetze (Targeted Restrictions on Abortion Providers), die den Zugang zu Abtreibungen erschweren, in den betroffenen Bundesstaaten zu einem Anstieg der Kinder in Pflegefamilien um 11% gekommen ist. Betroffen sind hier vor allem Kinder von nicht-weißen Familien oder Familien in prekären Wohnsituationen.
Die Ergebnisse basieren auf einem Vergleich der Anzahl von Kindern, die in den Jahren 1990 bis 2011 gezeugt und zwischen 2000 und 2020 in Pflegefamilien aufgenommen wurden, in Bundesstaaten mit TRAP-Gesetzen und solchen ohne diese. Im genannten Zeitraum wurden über 4 Millionen Kinder in Pflegefamilien aufgenommen.
Was sind TRAP-Gesetze?
TRAP-Gesetze dienen dazu, den Zugang zu Abtreibungskliniken durch hohe Anforderungen zu beschränken – so zum Beispiel durch Vorschriften über die Länge eines Klinikflurs. Obwohl Abtreibungen an sich seit 1973 legal sind, kann so in 23 Bundesstaaten der Zugang zu einer Abtreibungsbetreuung verhindert werden.
Die Auswirkungen restriktiver Abtreibungsgesetze
Trotz Einspruch von Anti-Abtreibungs-Befürwortern, zeigen mehrere Studien, dass TRAP-Gesetze keine zusätzliche Sicherheit beim Abtreibungsverfahren bieten. Menschen, die in Bundesstaaten mit solchen Gesetzen leben und schwanger sind oder werden, stehen dagegen vor erheblichen Problemen. Sie haben ein höheres Risiko, bei der Geburt oder wegen Schwangerschaftsproblemen zu sterben, ihr Neugeborenes zu verlieren oder finanzielle Probleme zu haben.
Folgen für das Pflegesystem
Eine Zunahme der Kinder in Pflegefamilien um 11% klingt zunächst wenig dramatisch. Aber dieses Plus belastet ein bereits überfrachtetes Pflegesystem noch weiter. Eigene Erfahrungen weisen jedoch darauf hin, dass Kinder in Pflegefamilien, besonders Kinder von ethnischen Minderheiten, häufig schlechter abschneiden, was Gesundheit, Bildung und Einkommen betrifft, als Kinder aus stabilen Familienverhältnissen.
Blick in die Zukunft
Die jüngste Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, die Abtreibungsgesetzgebung Roe v. Wade zu kippen, lässt nicht auf Besserung hoffen. Die Studienautorin Dr. Savannah Atkins, Wirtschaftsdozentin an der Bentley University, geht davon aus, dass die Restriktionen in bestimmten Bundesstaaten die Situation noch verschlimmern werden.
Die Erkenntnisse dieser Studie sollten in zukünftige Überlegungen zu umfassenden Gesetzgebungen hinsichtlich Abtreibungen einfließen, so Dr. Atkins.
Ein beigefügtes Editorial der Studie unterstreicht die disproportionalen Auswirkungen restriktiver Abtreibungsgesetze auf ethnische Minderheiten und hinterfragt die Logik hinter solchen Gesetzgebungen. Es legt den Grund für die hohe Anzahl an Pflegekindern nicht bei Vernachlässigung oder Missbrauch, sondern vielmehr bei mangelndem Wohnraum. Dies zeigt das Paradoxon der Anti-Abtreibungshaltung: Sogenannter Schutz von Frauen und Familien geht einher mit der Verweigerung, die notwendige Unterstützung für das sichere Aufziehen von Kindern zu gewähren.
Quelle: CNN News